Dass ich jemals eine Blogbeitrag über ein Thema schreiben werde, in dem ich „Krisenzeiten“ und „Hochzeitsplanung“ in einem Satz verwenden werde, das hätte ich wohl selber nie gedacht. Die Unsicherheit in der Hochzeitsbranche, sowohl vonseiten der Dienstleister als auch jener Personen, die ihre Veranstaltung seit Jahren planen, lässt sich kaum in Worte fassen. Mittlerweile haben nicht nur April- und Mai-Paare begründete Sorge, sondern auch Termine mitten im Hochsommer werden angezweifelt und vorsorglich abgesagt oder verschoben. Zuallererst sollten wir einmal tief durchschnaufen und ein kleines bisschen Dankbarkeit an den Tag bringen, wenn wir und unsere Liebsten gerade gesund und fit vor dem Laptop oder Smartphone sitzen, um diese Zeilen zu lesen. Wir alle sitzen im selben Boot – das macht die Sache sicherlich nicht besser, aber der Gedanke hilft mir zumindest sehr. Hunderte andere Paare machen gefühlsmäßig gerade dasselbe Chaos durch wie ihr. Als Musikerin, deren Hauptverdienste zwischen März und Oktober liegen, könnt ihr euch vorstellen, mit welchen Verdienstausfällen ich nun rechnen muss – gleichzeitig habe ich mich dadurch aber sehr intenstiv mit der Thematik beschäftigt und möchte euch daher ein paar Gedanken auf den Planungsweg mitgeben.
1. Fake-News und Hobby-Verschwörungstheoretiker unter anderen Hochzeitsleuten ignorieren!
Ihr habt gehört, dass der Nachbar des besten Freundes eurer Cousine dritten Grades seine Hochzeit im August schon verschieben musste, weil die Location bereits in Konkurs gegangen und die Pfarre alle Hochzeiten bis August verschoben hat? Absoluter Blödsinn!! Wir alle haben nun gemeinsam, dass wir keine Ahnung haben wie die Situation sich entwickeln wird. Was eure Angst aber mit Sicherheit gefühlt 100 mal schlimmer machen wird, ist der ständige Vergleich eurer Situation und eures Termins mit dem eines anderes Paares – also hört euch erst gar nicht diese ganzen Horrorgeschichten von Leuten an, deren einziges Quarantäne-Hobby es ist, anderen durch Schwarzmalen ihre Isolationszeit zu verderben. Es gilt der Grundsatz: JEDE HOCHZEIT IST INDIVIDUELL! Das geht von Verträgen, die ihr unterschrieben habt und in denen Stornobedingungen etc. bereits geregelt oder eben nicht geregelt wurden bishin zur Gästeanzahl und dem Ort an dem die Hochzeit stattfindet (outdoor, indoor, geographische Lage). Das alles sind Punkte, die einen massiven Einfluss darauf haben werden, ob ihr eure Hochzeit schlussendlich verschieben müsst. Also ja, ich nehme an es wird darauf hinauslaufen, dass ab dem Zeitpunkt, wo Veranstaltungen behördlich teilweise wieder stattfinden dürfen, sehr indiviuell entschieden wird.
2. Abreagieren - Abwarten - Nicht im Affekt handeln – wenn notwendig erste Infomationen einholen !
Als mir letzte Woche langsam die Ausmaße dieser Krise auf meine berufliche Zukunft bewusst wurden, hab ich ehrlich gesagt aus völliger Verzweiflung und tiefer Enttäuschung erstmal richtig drauf losgeheult. Ich war mir in dem Moment absolut sicher, dass mir nichts Schlimmeres passieren kann und kann mich nicht erinnern, dass ich in meinem Leben schon einmal so wütend gewesen bin wie in dieser Situation. Im Nachhinein ist das zwar verständlich, aber einfach nicht gerecht den Menschen gegenüber, die gerade wirklich schlimme Zeiten durchmachen. JA, eure Hochzeit war viel Arbeit. JA, es ist unfair. JA, das ist wirklich viel Pech. JA, das wird euch unter Umständen auch zusätzliche Kosten verursachen (was sollen eure Dienstleister denn da sagen?). Aber JA, ihr seid gesund und vor allem solidarisch mit euren Mitmenschen und dürft diese Situation nun gemeinsam durchstehen! Lasst das mal so richtig raus. Heult alle (bitte nur am Telefon) voll. Eure Mamas, Freunde, Trauzeugen, Partner, Haustiere. Aber dann steht bitte mal wieder auf, rückt euer Krönchen zurecht, relativiert eure Probleme und Gedanken bei einem langen Spaziergang alleine im Wald und dann setzt euch hin und arbeitet lösungsorientiert, durchdacht und von völlig unnötigem Zorn befreit an eurem Problem. Erkundigt euch, wenn ihr es für nötig haltet, bei eurer Location, eurer Pfarre, eurem Standesamt und euren Dienstleister völlig neutral darüber, wie sie die Situation sehen und einschätzen. Schaut bitte, dass ihr das möglichst befreit von Emotionen tut, denn es hilft niemandem weiter, wenn ihr euren Zorn beim Telefonat oder in der Mail freien Lauf lasst. Niemand kann euch derzeit mehr Infos weiterleiten, als eine neutrale, sachliche Einschätzung der Lage sowie Offenlegung aller Möglichkeiten, die passieren können.
3. Keine voreiligen Entscheidungen – eine frühzeitige Absage kann teuer werden!
Alle Hochzeitstermine, die im März und teilweise April stattfinden hätten sollen, fallen in Österreich derzeit unter das gesetzlich vorgeschriebene Veranstaltungsverbot. In diesem Zeitraum, wo euch staatliche Gesetze und Verordnungen verbieten, eine Veranstaltung durchzuführen, gilt die Absage auf Grund höherer Gewalt. Das ist einerseits gut (zumindest für euch), denn ihr müsst in den meisten Fällen keine Stornogebühren an eure Dienstleister zahlen – ich betone hier allerdings „in den meisten Fällen“. MEIN Vertrag sieht das eben so vor und ich bin mit sehr vielen Dienstleistern aus der Hochzeitsbranche im Kontakt, die das genauso sehen. Im vom Veranstaltungsverbot betroffenen Zeitraum könnt ihr mir absagen, ohne dass ich eine Stornogebühr von euch verlange und seid auch nicht dazu verpflichtet, mich für eure Ersatzveranstaltung zu buchen. Anders sieht es aus, wenn ihr mir jetzt für eine Veranstaltung im Juni absagt. Der Juni ist derzeit von keinen gesetzlichen Verordnungen betroffen, damit ist auch die Absage durch höhere Gewalt außer Kraft gesetzt. Also bitte, trefft auf keinen Fall Entscheidungen voreilig und im Affekt, denn eine Absage eurer Veranstaltung in einem Zeitraum, der derzeit nicht von den gesetzlichen Verordnungen betroffen ist und noch in ferner Zukunft liegt, ist mit Stornogebühren verbunden. Es schadet auf jeden Fall nicht, euch die Veträge, die ihr mit euren Dienstleistern vereinbart habt, noch einmal durchzulesen. Wieder gilt: Handelt nicht im Affekt. Abwarten – informieren – kommunizieren!
Zur Info an meine Brautpaare: Wie ich das handhaben werde! Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung – derzeit warte ich ab, wie sich die Lage entwickelt, informiere mich aber bereits bei anderen Dienstleistern und diese Woche auch noch bei meinem Rechtsberater. Ich arbeite also mit Feingefühl an einer Lösung für Zeiträume, die wahrscheinlich in Graubereiche fallen werden, also wo eine gesetzliche Anordnung nicht mehr als Absage gelten kann, das Gesundheitsrisiko aber zum Beispiel noch zu hoch ist oder die Pfarre aus irgendeinem Grund trotzdem schließt. Ich möchte hier auf jeden Fall kooperativ Lösungswege anbieten, bei denen ich euch zwar entgegenkomme, ich aber nicht völlig auf der Strecke bleibe, da ich in diesem Fall nicht mehr auf meine Storno-Ansprüche verzichten kann, wenn keine höhere Gewalt mehr vorliegt.
4. Bei einer Absage: Mut zur persönlichen Kommunikation mit euren Dienstleistern.
Ich habe in den letzten Tagen einige Mails bekommen mit Inhalten wie: „Wir haben uns entschieden, unsere Hochzeit am ...... Juni abzusagen. Wir melden uns, wenn es einen Ersatztermin gibt“. Es ist schon praktisch, wenn man Nachrichten kurz und knackig auf den Punkt bringt. ABER: Dieser Dienstleister hat unter Umständen bereits zum jetzigen Zeitpunkt einen Haufen Arbeit (Kommunikation mit euch, Terminreservierung, Telefonate, Brautpaartreffen, Beratung hinsichtl. des Programms, Einstudieren von Songs) für euch geleistet. Das absolut Mindeste was ihr tun könnt, ist es, diese Person kurz anzurufen oder genauere Infos darüber weiterzuleiten, wie nun der Plan aussieht und was genau die Gründe für die Absage sind, falls es nicht gesetzlich vogeschrieben ist. Communication is key!! Ich finde diese besonders schwierige Situation verlangt ein hohes Maß an Feingefühl – da sitzen Menschen am anderen Ende des PC’s, bei denen es nicht nur um einen (!!!) Hochzeitstermin geht, sondern um Verdienstausfälle im hohen 5-stelligen Bereich. Macht euch doch die Mühe und meldet euch mit ein paar persönlichen Worten – keiner kann mir jetzt sagen, dass er die Zeit dafür nicht hat. Es ist durchaus auch angebracht, nach Stornogebühren zu fragen wenn es einen Zeitraum trifft, der nicht vom Veranstaltungsverbot betroffen ist - vor allem, da Teilleistungen schon erbracht wurden. Ihr werdet sehen, dass euch durch diese persönlichere Kommunikation auch eure Dienstleiter entgegenkommen werden und ihr auf jeden Fall eine Lösung finden werdet, die für alle Beteiligten in Ordnung ist.
5. Bei einer Durchführung: Gespräche mit euren Gästen, v.a. jenen aus den Risikogruppen!
Führt im Vorhinein auf jeden Fall Gespräche mit all jenen Gästen eurer Veranstaltung die zur Risikogruppe zählen und seid nicht böse, wenn sie euch absagen. Ein durchaus guter Lösungsansatz könnte es zum Beispiel sein, die Zeremonie vorerst nur im kleinsten Kreis durchzuführen und nur mit all jenen Leuten im Anschluss eine kleine Feier zu machen (sofern kein Veranstaltungsverbot mehr vorliegt), die keine Vorerkrankungen haben und nicht zur Risikogruppe zählen. Diese Krise wird vorbeigehen. Wir werden wieder lachen, feiern und uns alle abbusseln dürfen und spätestens dann könnt ihr eure große Feier mit all euren Liebsten und der gesamten Großfamilie nachholen!
6. Verschiebung eurer Hochzeit: Eine dringliche Bitte im Namen vieler Dienstleister dieser Branche!
Ich habe es nun schon ein paar mal erwähnt und will auch gar nicht weiter darauf herumreiten, aber ihr habt es hier mit Menschen, Einzelunternehmen, Kunstschaffenden, Müttern, Vätern, jungen Selbstständigen zu tun, für die gerade finanziell eine Welt zusammenbricht und nicht nur ein einziger Hochzeitstag. Ein wichtiger Faktor, der uns durchaus noch Hoffnung geben kann, den habt IHR ALLEIN in der Hand – nämlich die Terminwahl für eure Ersatzveranstaltung. Ich bitte euch an dieser Stelle von ganzem Herzen, eure Hochzeit nicht an einen Samstag in der Hauptsaison 2020 oder 2021 zu verschieben. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass ihr all eure ursprünglichen Dienstleister wieder bekommen werdet. Ich persönlich habe keine Kapazitäten mehr an Samstagen und auch 2021 sieht es schlecht aus. Die derzeitige Situation verlangt von uns, ein bisschen abseits unserer gewohnten Komfortzone zu denken. Lasst euch zumindest gedanklich mal auf Termine abseits der Hochsaison ein, also auf Tage unter der Woche, Freitage im Frühling, Herbst und Winter, generell auf Termine zwischen November und März nächsten Jahres sowie Fenstertage. Schon vor dieser Krisenzeit hab ich diesen unglaublichen Run auf die Samstage im Sommer nie verstanden, weil nicht nur ein wahnsinniger Organisationsstress, sondern auch wesentlich höhere Kosten damit verbunden sind. Das ist eure Chance, eine gemütliche Hochzeit zu feiern, bei der unser aller Gesundheit, eure Liebe und die Freude, dass wir alle Feiern dürfen, im Fokus steht und nebenbei helft ihr dabei auch Menschen aus dieser Krise, die einen wesentlichen Beitrag leisten, damit eure Feier unvergesslich wird.
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